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wenn diese Personen als Vertrauensleute oder Gewerkschafter*innen die Interessen ihrer Kolle-
                 gen*innen nach außen und in größeren Gruppen vertreten müssen.


                 Insgesamt reflektierten und analysierten die Mitglieder der Fokusgruppen ihre Erfahrungen mit VR

                 sehr genau und bewerteten die Vor- und Nachteile sehr gut. Erstere sehen sie vor allem dort, wo
                 man Orte besuchen und Aktivitäten ausüben kann, die im analogen Leben nicht (leicht) realisierbar

                 sind. Dies gilt nicht nur für geografische oder topografische Orte (z.B. Besteigung des Mount Eve-

                 rest oder Tauchen im Pazifik), sondern auch für die Besichtigung des Inneren von Maschinen oder
                 die Durchführung teurer und/oder gefährlicher Experimente - und vielen anderen Beispielen. An-
                 dererseits wurden auch viele kritische Erfahrungen berichtet, wie eine verzerrende Wahrnehmung

                 der Realität, mögliche Einschnitte in das soziale Gleichgewicht einer Lerngruppe oder die generelle

                 Überschätzung der Möglichkeiten von VR-gestütztem Lernen.


                 Allein aus diesem prinzipiellen Feedback lässt sich ablesen, wie wichtig es ist, VR als Lernmedium
                 weder zu verdammen noch zu glorifizieren, sondern sich mit ihren Möglichkeiten und Grenzen

                 auseinanderzusetzen und dann zu entscheiden, wie VR in der Berufsbildung und im WBL gezielt
                 und sinnvoll eingesetzt werden kann. Eine Voraussetzung die Lehrkräfte allerdings kaum beeinflus-

                 sen können, ist die Entwicklung einer maßgeschneiderten Lernsoftware, die technisch und inhalt-
                 lich  hochwertig  ist.  Hier  sind  u.a.  politische  Entscheidungsträger*innen  und  Interessensvertre-

                 ter*innen gefordert, entsprechenden politischen Druck auf die VR-Wirtschaft und -Industrie aus-
                 zuüben und gleichzeitig sinnvolle finanzielle Anreize zu schaffen.


                 Einige der wichtigsten direkten Rückmeldungen aus den Fokusgruppen:

                   •  Es gibt bereits viele Apps für verschiedene Berufe und Arbeitssituationen, aber die Qua-

                      lität ist nicht immer zufriedenstellend.
                   •  Grundsätzlich besteht in allen Ländern ein großes Interesse am Einsatz von VR in der Be-

                      rufsbildung; die größten Chancen werden in der Vorbereitung auf Praktika, in der Durch-
                      führung gefährlicher Tätigkeiten (Arbeitssicherheit, Experimente) und generell in Tätig-

                      keiten gesehen, die im realen Leben nicht (so leicht) trainiert werden können.
                   •  VR eignet sich hervorragend, um zeit- und ortsunabhängig (in gut vorbereiteten kleinen

                      Lerneinheiten) Arbeitsabläufe oder die Bedienung von Maschinen zu trainieren.
                   •  Es kann vor allem introvertierten oder schüchternen Lernenden helfen, Selbstvertrauen

                      zu entwickeln; auch nützlich, um das Eis zu brechen!
                   •  Es wird das Potenzial gesehen, bereichsübergreifende Kompetenzen und Fähigkeiten zu

                      trainieren,  wie  z.  B.  Vorstellungsgespräche  führen  und  sich  ausdrücken,  allgemeines




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